EIN BUCH AUS DER BIBLIOTHEK DES MATTHIAS CORVINUS


Mit der 35 Blätter umfassenden Pergamenthandschrift Ms. Bos. o. 1 besitzt die ThULB eine sogenannte Corvine, was ein schöner Glücksfall ist. Als Corvinen bezeichnet man die Bücher der berühmten Bibliothek des Matthias Corvinus (1443-1490), König von Ungarn und Böhmen, die seit langem in alle Winde verstreut sind. Wegen ihres außerordentlichen Ranges wurde die Bibliotheca Corviniana 2005 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe (Memory of the World) erhoben. Seit längerem gibt es das Ziel, sie unter Einbeziehung aller Besitzer von Corvinen im Internet virtuell wiederzuvereinen.

Das Jenaer Exemplar enthält ein Werk des Giovanni Battista Guarini über das Lernen und Studieren sowie einen Brief des Guarinus Veronensis. Die erste Seite ziert eine Blumenbordüre. Am unteren Seitenrand findet sich das Wappen des Matthias Corvinus mit dem böhmischen Löwen. Dieser Buchschmuck wurde nachträglich um 1480 in Buda vom sogenannten Ersten Wappenmaler gemalt, der möglicherweise identisch ist mit dem in Buda 1480-1482 als Miniator nachweisbaren Francesco di Lorenzo Rosselli.

Die Handschrift wurde wahrscheinlich zwischen 1459 und 1472 für Janus Pannonius (1434-1472), seit 1459 Bischof von Pécs, geschrieben. Der Entstehungsort ist vielleicht Ferrara. Wohl gleich nach des Bischofs Tod kam sie in die Bibliotheca Corviniana. Zu einem unbekannten Zeitpunkt gelangte sie dann in die Wittenberger Schlossbibliothek. Mit dieser, der Bibliotheca Electoralis, kam der Band 1549 in die Jenaer Bibliothek. Um 1700 wurde er dort fälschlich den Handschriften aus der Bibliothek des Jenaer Historikers Johann Andreas Bose (1626-1674) zugeordnet und entsprechend signiert.

Signatur: Ms. Bos. o. 1

Ansprechpartner: Dr. Joachim Ott